Vorweg: obwohl der Lebensgarten Dreisamtal kein anthroposophisches Projekt ist, haben wir uns entschieden die biologisch-dynamische Anbaumethode zu fördern, weil wir diese für die ganzheitlichste halten.
Was bedeutet biologisch-dynamischer Anbau?
Ein lebendiger Boden…
Die biologisch-dynamische Landwirtschaft sieht den Betrieb als gesamten Organismus. Ein zentrales Ziel ist es, den Boden zu beleben und die Fruchtbarkeit dauerhaft zu fördern. Zusätzlich beschäftigt sich Steiners Konzept auch mit der menschlichen Ernährung, mit artgerechter Fütterung von Tieren, sowie mit biologisch-dynamischen Obstbau und einer ausgeglichene Landwirtschaft. So stellt auch die Forstwirtschaft und die Bildung von Biotopen ein zentrales Thema dar. Die Richtlinien der biologisch-dynamischen Landwirtschaft folgen außerdem spirituellen und homöopathieähnlichen Produktionsmethoden.
Wie kam es zum biologisch-dynamischen Landbau?
Ab dem 19ten Jahrhundert orientierte sich die allgemeine Landwirtschaft an den neuen Erkenntnissen der Naturwissenschaften, wodurch es zunehmend zum Einsatz von Stickstoffdünger kam. Ziel war es die Landwirtschaft effektiver zu machen. In den 1920gern beobachteten Landwirte und Gutsbesitzer allerdings, dass sich die Qualität der Ernte minderte. Zum Beispiel waren die Böden weniger ertragreich.
So suchten Landwirte Alternativen zur allgemein verwendeten Stickstoffdüngung. Einige, der Anthroposophischen Theorie anhängenden, Landwirte suchten bei Rudolf Steiner um Rat. Sie erhofften sich durch ihn alternative Wege der Landwirtschaft entwickelnzu können. Nach Bitten der Landwirte hielt Rudolf Steiner acht Vorträge über die biologisch-dynamische Landwirtschaft. Zu den Themen zählten praktische Konzepte über den Landbau, die Viehzucht und die Saatproduktion. Zudem verfolgte Steiner das Ziel, eine geisteswissenschaftliche Grundlage zum Gedeihen der Landwirtschaft, zu liefern, die das Zusammenlebens von Erde und Kosmos berücksichtigt.
Unterschiede zwischen biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise und Ökologischem Landbau
Grundlage des biologisch-dynamischen Landbaus ist die Anthroposophie. Der landwirtschaftliche Betrieb wird als Organismus und Individualität angesehen, der seine eigene Charakteristik hat. Daher unterliegt die Verwendung aller Rohstoffe und Hilfsmittel, die nicht ebenfalls aus biologisch-dynamischen Betrieben stammen, starken Einschränkungen.
Organisch ist als Forderung zu verstehen, dass möglichst viele Tier- und Pflanzenarten auf dem Hof leben sollen. Die Haltung von Wiederkäuern, in der Regel Rindern, ist verpflichtend. Der Mist dieser Tiere wird als Dünger verwendet. Je vielfältiger und abwechslungsreicher ein Betrieb produziert, umso stabiler soll dadurch die Umwelt sein. Der Naturschutz (Artenvielfalt, Biotope) findet dabei „nebenbei“ Anwendung, indem z.B. Hecken gepflanzt und Ackerrandstreifen angelegt werden und auf den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel verzichtet wird.
Im Unterschied zum ökologischen Landbau werden bestimmte Präparate (siehe unten) verwendet, wobei die „kosmischen Rhythmen“ des Mondes und der Planeten berücksichtigt werden. Im Pflanzenbau werden Pflegemaßnahmen (Unkrautkontrolle) sowie Aussaat/Pflanzung und Ernte auf Mondphase und Planetenpositionen abgestimmt (sofern der Bodenzustand das zulässt) und es werden Empfehlungen für bestimmte Tages- und Jahreszeiten gegeben (z.B. sollen manche Anwendungen nur frühmorgens unmittelbar nach Sonnenaufgang erfolgen).
Im Bereich der Pflanzenzüchtung wird das Ziel verfolgt, die Pflanze „wesengemäß“ zu züchten. Das heißt, dass z.B. eine Weizenpflanze besonders weizentypisch sein und nicht Einschläge von Dinkel aufweisen soll. Daher rührt auch die konsequente Ablehnung der landwirtschaftlichen, sogenannten Grünen Gentechnik.
Die Wirkung der biologisch-dynamischen Methoden und Präparate ist im Gegensatz zu den biologisch-organischen mit den gängigen naturwissenschaftlichen Methoden nicht bzw. schwer nachzuweisen. In einigen Fällen ist der Nachweis praktisch unmöglich, da Verdünnungen in homöopathischen Dosen vorliegen. Beispiele sind die Präparate Hornkiesel und Hornmist. Mit den sogenannten bildschaffenden Methoden wird daher seitens der Anthroposophie versucht, den Qualitätsbegriff zu erweitern und darstellbar zu machen.
Die biologisch-dynamischen Präparate
Als speziell biologisch-dynamische Maßnahmen ist die Herstellung und Anwendung bestimmter Präparate gebräuchlich, die entweder den Wirtschaftsdüngern (Stallmist, Gülle, Jauche) zugesetzt werden oder in Wasser gerührt und dann auf Boden und Pflanzen gespritzt werden, um die Wirkung der irdischen Wachstumsfaktoren (zum Beispiel Nährstoffe) und der kosmischen Wachstumsfaktoren (Licht, Wärme und „Rhythmen“) sowie die Wirkungen der Anbaumaßnahmen zu verbessern.
Es gibt verschiedene Gruppen von Präparaten, jeweils für bestimmte Anwendungsgebiete: Feld- oder Spritzpräparate (Hornkiesel und Hornmist), Düngerzusatzpräparate (Schafgarben-, Kamillen-, Brennnessel-, Eichenrinde-, Löwenzahn- und Baldrianpräparat), Spezialpräparate wie Schachtelhalm-Kochung und die sogenannten Aschenpräparate zur Beikraut- und Schädlingsbekämpfung.
Die Präparate bilden ein Hauptmerkmal der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Sie sind damit ein wesentliches Hilfsmittel, um Produkte in sogenannter Demeter-Qualität zu erzeugen. In den Demeter-Richtlinien sind sie verbindlich vorgeschrieben. Allerdings folgen hier nicht alle Demeter-Landwirte gleich konsequent den Steinerschen Ideen – ein Teil von ihnen steht der Anthroposophie weniger nahe. Es ist auch möglich, die Präparate fertig zu kaufen, statt sie selbst herzustellen. Auch das Ausbringen kann sowohl zu Fuß und mit der Hand als auch über eine automatische Dosiereinrichtung am Traktor – zum Teil während ohnehin notwendiger Feldbearbeitung – erfolgen.
Die Präparate sollen ausgleichend wirken. Beispielsweise seien in einem sehr guten Jahr die Erträge geringer als vergleichbare Erträge aus ökologischer Wirtschaftsweise, wohingegen in einem schwierigen Jahr die Erträge höher ausfallen sollen. Das Ziel der Anwendung der Präparate ist also nicht die Maximierung, sondern die Verstetigung der Erträge. Im biologisch-dynamischen Sprachgebrauch wird das „Harmonisieren“ genannt.
Quellen:
wikipedia.org/wiki/Biologisch-dynamische_Landwirtschaft
https://www.fuereinebesserewelt.info/rudolf-steiner-und-die-biologisch-dynamische-landwirtschaft/